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1940

 


Januar

 


Extreme Kälte. An mehreren Tagen werden Temperaturen unter –20 Grad C gemessen.

 

 


Februar

 


Schließung aller Schulen wegen strenger Kälte.

 

 


08.03.

 


Veröffentlichung der Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Deren Kleidung muss mit einem Aufnäher (Gelber Grund mit schwarzem „P“) versehen werden.

 

 


06.04.

 


Bildung der Gemeinschaftssiedlung für Werksangehörige Die Gemeinschaftsleitung wird benannt. Ihr gehören an:

Herr Langholz, Heimstättenweg

Herr Laupitz, Leunaweg

Herr Hoffmann, Leunaweg

Herr Rheude, Siebenhufenstr.

Auf dem Gelände der „Orgacid“ wird mit dem Aufbau einer großen Abfüllanlage für Kampfstoffe begonnen. Dr. Eugen Möllney wurde im Verlaufe des Jahres 1939 zum Betriebsdirektor ernannt.

 

 


01.05.

 


Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitern bei den Neubauten der „Orgacid“. Bis zu 500 Personen werden monatlich eingesetzt (Belgier, Bulgaren, Slowaken, Franzosen, Russen, Galizier, Spanier, Holländer, Tschechen, Italiener, Türken, Kroaten, Westukrainer).

 

 


26.05.

 


Das Hitlerjugendheim „Leo Schlageder“, neben dem Stadion wird eingeweiht.

 

 


11.08.

 


Am Jahnturnfest in Freyburg nehmen auch Sportler des Ammendorfer Turnvereins teil. Als Sieger werden Albert Popella, Otto Zimmermann, Richard Schulze und Paul Wilde geehrt.

 

 


21.09.

 


Der Meilenstein an der Ortsausfahrt (Merseburger-Straße/Weg nach Planena) wird versetzt. Er steht zwischen der Brücke über die Elster und der Brücke über die Steberske.

 

 


Herbst

 


Sperrballons und Vernebelungseinrichtungen die aufgestellt wurden, sollen die Industrieanlagen vor feindlichen Luftangriffen bewahren.

Der Pfarrvikar Josef Brockmann betreut die katholische Gemeinde. Pfarrvikar Dr. Schlütz wird Pfarrer in Güsten.

Die untere Etage der katholischen Schule muss geräumt werden und wird von der Luftschutz-Polizei ( SHD ) besetzt. Für die Bewohner der Siedlung wurden vorhandene Entwässerungsstrecken im Tagebau „von der Heydt“ als Luftschutzbunker eingerichtet. Weitere Grubenbaue wurden in der Nähe der Brikettfabrik in der Hochhalde vorgetrieben und zum „Luftschutz“ für die Bevölkerung vorbereitet.

 

 


08.11.

 


Für die Versorgungsperiode 18.11. bis 15.12.1940 erhalten die Haushalte eine Sonderzuteilung von 125gr. Kunsthonig für das Weihnachtsbacken der Hausfrau.

Bis zu diesem Jahr produzierte die Gottfried Lindner AG  Lastwagenanhänger, Güterwagen und Reisezugwagen, nun wurde das Werk auf die Kriegsproduktion umgestellt.

 


1941

 


01.01.

 


Übereignung der Siedlerstellen.

Die Doppelhälfte mit einer Kammer kostet 4.672 RM. Mit 2 Kammern kostet sie 4.776 RM.

Im Keller der Friedenschule betreibt der Lehrer Karl Kiemle eine Seidenraupenzucht, die zur Fallschirmseidenherstellung verwendet wird. Die Schüler sammeln das Laub der Maulbeersträucher als Futter in der Nähe der Schule und auf dem Ammendorfer Friedhof an der Kirche St. Katharina.

 

 


03.03.

 


In der „Friedrichstraße 8“ wird die spätere Schauspielerin Jutta Hofmann geboren. Ab 1986 ist sie als Professorin an der Hochschule für Theater und Musik in Hamburg tätig.

 

 


01.04.

 


In der Lindner AG fand ein Sonderappell zum Eintritt der Lehrlingsanwärter in die Betriebsgemeinschaft  in Verbindung mit der Freisprechungsfeier der auslernenden Lehrlinge  statt.

Programmfolge

Musik: Alte Kameraden (Marsch)

Eröffnungsworte und Ausspruch vom Führer

Gemeinsames Lied: Nur der Freiheit gehört unser Leben

Gedicht: Die Hirne erdenken, die Hände vollenden

Ansprache des Betriebsführers

Musikdarbietung: Am Lagerfeuer (Charakterstück von Siede)

Worte des Betriebsobmannes und Führergedenken

Schlußlied: Vorwärts, vorwärts schmettern die hellen Fanfaren

 

 


23.04.

 


Nach mehrmonatiger Bauzeit wird der aus Stahlbeton errichtete Hochbunker auf dem Fichteplatz fertig gestellt. Er verfügt in zwei Etagen über 309 Sitz- und 200 Liegeplätze  Dieser Bunker gewährte der Ammendorfer Bevölkerung Schutz bei Luftangriffen. Selbst einige Bombentreffer richteten keinen Schaden an. Nach 1945 wird der Bunker abgerissen. Aus Moniereisen fertigt ein Künstler den Kreuzweg an, der an einer Wand der katholischen Kirche St. Marien (Siebenhufenstraße, jetzt Alfred-Reinhardt-Straße) angebracht wird.

 

 

 


22.06.

 


Die Deutsche Wehrmacht überfällt die Sowjetunion.

Deutschland erklärt den USA den Krieg.

 

 

1942

 


01.01.

 


Übereignung der Siedlerstellen des zweiten Abschnittes der Leuna-Siedlung.

 

 


05.01.

 


In der Gottfried Lindner AG wird der Neujahrs – Betriebsappell in Anwesenheit des Gauleiters und Staatsrates Eggeling und zahlreicher Vertreter der NSdAP, der Behörden, Wehrmacht und Wirtschaft durchgeführt. Die Ansprache hielt der Betriebsführer Pg. Walter Rahm.

Im Frühjahr werden die Lebensmittelrationen gekürzt.

 

 


08.09.

 


Wahl der Leitung der Siedlergemeinschaft (Leuna-Siedlung). Ihr gehören an.

  • Herr Langholz
  • Herr Meißner
  • Herr Rheude
  • Herr Leuter
  • Herr Laupitz
  • Herr Engelhard
  • Herr Rokohl
  • Herr Schöllner
  • Herr Fricke
  • Herr Hoffmann

Der Bau- und Sparverein Ammendorf errichtet 9 und an anderer Stelle 26 Eigenheime.

Die Riebeckschen Montanwerke bauen 10 Eigenheime.

 

 


25.09.

 


Anlässlich der 2. Reichsstraßensammlung für das Kriegs-WHW fand ein Männerchor-Festkonzert im „Goldenen Adler“ statt. Es wirkten mit: Die Chorgemeinschaft des Siebenbrodtschen Männerchores, der Männergesangsverein Schkopau und ein Bläserquintett der Kameradschaft ehemaliger Militärmusiker. Die Leitung hatte Rudolf  Siebenbrodt.

 

 


Oktober

 


Die Fleischrationen pro Woche werden von 300gr. auf 350gr. erhöht. Das gilt für Erwachsene, Kinder erhalten geringere Zuteilungen.

Bei der Herbstbesichtigung der Ammendorfer Schüler wurde die erfreuliche Feststellung gemacht, dass von 232 Kindern der Mittelschule nur 15 Jungen und 15 Mädel des Schwimmens unkundig waren.

 

 


20.10.

 


Die MNZ schreibt:

„Neue Gleisschleife vor der Vollendung- Für die Berufstätigen- Anfang November Durchgangsverkehr. In Ammendorf sind auf dem Gelände Ecke  Hallesche Straße – Friedenstraße, auf dem bisher Kleingärten standen, Arbeiten zum Bau einer Gleisschleife im Gange. Gestern wurden sie an die durchgehenden Gleise der Merseburger Überlandbahn angeschlossen“

 

 


24.10.

 


Durch KdF (Kraft durch Freude) wurden für das Kriegs-WHW (Winterhilfswerk) vom Gaumusikzug des RAD (Reichsarbeitsdienst) und von einem Musikkorps der Wehrmacht zwei Platzkonzerte vor dem Rathaus durchgeführt.

 

 


26.10.

 


Die Siedlergemeinschaft Ammendorf hielt einen Kameradschaftsabend ab, mit dem eine Prämierung von einzelnen Siedlerstellen verbunden war. Der Gemeinschaftsleiter, Pg. (Parteigenosse) Langholz, konnte 47 Preise für vorbildliche Bewirtschaftung von Siedlerstellen verteilen, die vom Ammoniakwerk Merseburg (Leuna Werk) gestiftet waren.

Im Verlaufe des Jahres wurden rund um Ammendorf zur Luftverteidigung 8,8cm und 10,5cm Fliegerabwehrkanonen in Batteriestärke in Stellung gebracht. Zur Begegnung von Nachtangriffen wurden Scheinwerfereinheiten stationiert.

 

 


November

 


Die Gottfried Lindner AG wird als Muster-Rüstungsbetrieb ausgezeichnet.

Der Pfarrvikar Franz Wüstefeld betreut die katholische Gemeinde.

 

 


28.12.

 


Straßenbahnunglück zwischen Ammendorf und Schkopau. Zwei Fahrgäste werden getötet und 64 mehr oder weniger schwer verletzt.

Die Orgacid wird als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird von Robert Ley durchgeführt.

Die Aktionäre der Gottfried Lindner AG strichen dicke Dividenden ein, in ihrer Marketenderei boten sie ihren Arbeitern und Angestellten Vogelfutter, Insektenvertilgungsmittel, Gesundheitstee und Ersatzseifenpulver  an.

Das 7,5 cm leichte Infanterie-Geschütz (le.I.G.18)  wurde ab diesem Jahr in der Böhmischen Waffenfabrik in Strakowitz und bei  Habämfa (Hallesche Bäckereimaschinen-Fabrik) in Ammendorf hergestellt. In einem Geschütz steckten 1200 Arbeitsstunden.

 

 

1943

 


März

 


30 000 Pflanzen und 3 000 Entenküken werden von den Siedlern bestellt, beschafft und verteilt. Organisator: Herr Meißner. 2.898 Kaninchenfelle werden von den Siedlern abgeliefert.

Die Versammlung des Kaninchenzüchtervereins „Fortschritt“(G6) musste wegen Fliegeralarms abgebrochen werden. Zurzeit sind 9 Vereinsmitglieder zum Militärdienst eingezogen.

Die Verpflegung der Zwangsarbeiter und der Kriegsgefangenen verschlechtert sich immer mehr. Wie aus vorliegenden Lagerführer-Nachrichten hervorgeht, wurden die Rationen ständig gekürzt. Für russische Kriegsgefangene war grundsätzlich nur begrenzt genießbares Fleisch zu verwenden. Selbst ein Spezialrezept für „Russenbrot“ wurde vom Ministerium für Versorgung herausgegeben. Es bestand aus:

  • 50% Roggenkleie
  • 20% ausgepresste Zuckerrübenschnitzel
  • 20% Zellulosemehl
  • 10% Mehl aus Stroh und Blättern.

Im Verlaufe des Jahres wird von der Reichsregierung eine Anordnung erlassen, die den Einsatz höherer Schüler als Luftwaffenhelfer, z.B. bei der Heimat-Flak, durchsetzt.

In Ammendorf werden die Schüler der Jahrgänge 1926/1927 zu Hilfsdiensten in der Luftverteidigung einberufen und als Luftwaffenhelfer ausgebildet. Sie tragen besondere Uniformen. In der Schule erhalten sie nur noch Unterricht in den wichtigsten Fächern (18 Stunden wöchentlich).

Die waffenfähigen Ammendorfer Männer werden zu einer „Stadtwacht“ zusammengefasst, die mit Rücksicht auf die verminderte Zahl der Polizisten für Ordnung und Sicherheit sorgt.

Im Verlaufe des Jahres verlassen 816 Waggons, beladen mit Sprühbehältern, Fliegerbomben und chemischer Munition, die Orgacid.

 

 


25.07.

 


Die „Ammendorfer Schützengesellschaft 05“ führt das Königsschießen durch. Die Veranstaltung wird nur im engsten Kreise abgehalten. Beim Schuss auf die Königsscheibe war Otto Koppe, Dorfstraße 5, der Erste.

Im Verlaufe des Jahres erhielt die katholische Kirche in der  Siebenhufenstraße den Altar aus Löbejüner Porphyr und ein schönes mittelalterliches Kreuz.

 

 

 

1944

 

 

 


Anfang des Jahres werden zur Verbesserung der Fliegerabwehr in und um Ammendorf Fesselballone stationiert.

Die „Männer-Liedertafel Ammendorf“ stellt die Probenarbeit ein. Öffentliche Auftritte erfolgen nicht mehr.

 

 


05.04.

 


Der Feldwebel Heinz Ackermann  Angehöriger des Kampf-Geschwaders 6 wird mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet.

 

 


07.05.

 


Gründung einer Bezugsgenossenschaft der Siedler (Leuna-Siedlung). Der Leitung gehören an:               

  • Herr Langholz
  • Herr Rheude
  • Herr Adler
  • Herr Meinekat
  • Herr Engelhard
  • Herr Postier
  • Herr Behrendt

Seit 1933 überzog das faschistische Regime ganz Europa mit einem komplexen System an Unrechtsstätten. Neben den Konzentrations- und Vernichtungslagern waren unter Bezeichnungen wie Arbeitserziehungslager, Jugendschutzlager oder Polizeihaftlager Stätten errichtet, in denen die Lebensbedingungen kaum anders waren, als in den Konzentrationslagern. Am heutigen Tage erfolgte der erste Spatenstich zur Errichtung des Arbeitserziehungslagers Osendorf.

Von Juli des Jahres an existierte es in Osendorf in unmittelbarer Nähe der Brikettfabrik Osendorf östlich der Bruckdorfer Straße. In ihm waren Männer inhaftiert, die u.a. Waggons auf der Aschekippe der Leunawerke entladen mussten. Dieses Lager war der Staatspolizei, Unterkommando Spergau, unterstellt. Die Mahlzeiten bestanden aus Wassersuppe und Brot. Entsprechend hoch waren die Todesraten unter den Inhaftierten. Die Haupttodesursachen waren Unterernährung, Typhus, Tuberkulose und Misshandlungen durch die SS-Wächter. Insgesamt starben bis Ende des Jahres 1944 195 Häftlinge (135 Ostarbeiter, 35 Holländer, 15 Franzosen und 10 Italiener).  In Osendorf wurden die Inhaftierten als E-Kompanie bezeichnet.

 

 


29.08.

 


Der Reichsführer der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley besucht die Giftgasfabrik Orgacid. Er besichtigt die Anlagen und hält in einer Feierstunde eine Rede an die Belegschaft des Werkes und die reichlich vertretene Prominenz der Wehrmacht und NSDAP.

 

 


06.09.

 


Auf Befehl Hitlers wird die Bildung des Volkssturmes durchgesetzt.

 

 


11.09.

 


Bombenangriff der amerikanischen Luftflotte auf Halle und Ammendorf. Das Gebiet zwischen der Hauptstr. und der Merseburger Straße ist betroffen.

In Ammendorf erhält die Sparkasse einen Bombentreffer. Die Scheune des Pfarrhauses wird ebenfalls getroffen. Der Hochbunker auf dem Fichteplatz erhält einen Bombentreffer ohne das Schaden angerichtet wird.

 

 


25.09.

 


Mit einem Erlass des Führers wird der Volkssturm ins Leben gerufen. Auf dieser Grundlage können alle 16 bis 60 Jährigen zum Kriegsdienst eingezogen werden.

 

 


Oktober

 


Die Lebensmittelrationen für Normalverbraucher betragen pro Tag:

  • Brot: 321 g
  • Fleisch: 36 g
  • Fett: 32 g

 

 


02.11.

 


Fliegeralarm: Etwa 300 Sprengbomben werden besonders auf Radewell geworfen: Wohnhäuser in der Radeweller Straße werden getroffen. Weitere Bomben fallen in den Tagebau, auf die Halde, die Brikettfabrik von der Heydt (hier wird der stillgelegte Förderturm des Untertage-Betriebes zerstört). Das Mundloch,

des für die Siedler eingerichteten Schutzraumes (in alten Grubenbauen), wird verschüttet und wird durch Ostarbeiter freigelegt. Weitere Bomben fielen auf die Chemische Fabrik Jakob und töteten Herrn Jakob, auf die Siebenhufenstraße vor das Pfarrhaus, zwischen Pfarrhaus und Kirche sowie auf den Acker zwischen Siebenhufenstr. und Bäumchenstr.

Der Gasthof Jäger in Radewell und die Bäckerei Schmidt (später Ruhr) in der  Siebenhufenstr. sowie das Haus Leunaweg 38/40 erhalten Bombentreffer. Viele Siedlungshäuser haben Schäden an den Dächern. Unzählige Fensterscheiben gehen zu Bruch. Drei Todesopfer sind in der Siedlung zu beklagen. Noch am gleichen Abend halfen 2 Kolonnen arbeitsverpflichteter Polen und Franzosen, aus Dankbarkeit, weil Pfarrer Wüstefeld Gottesdienste für sie gehalten hatte, die Bombentrichter vor und hinter der katholischen Kirche in der Siebenhufenstraße zuzuschaufeln.

 

 

1945

 


13.03.

 


Bombenangriff auf Halle. Vereinzelte Bomben treffen auch das Gebiet der Stadt Ammendorf. Es werden Häuser in der Kasseler Straße und im Buchenweg getroffen.

 

 


06.04.

 

 


Erneuter Bombenangriff auf Ammendorf. Bombenschäden entstehen in der Merseburger- und in der Hindenburgstraße (Georgi-Dimitroff-Str.), u.a. auch im Depot der Merseburger Überlandbahn, Kolonialwarenladen Ehrhardt, heute (2017) Sanitätshaus Puffpaff, Holzhandlung Hildebrandt, heute (2017) Pension Ammendorf.

In allen Ammendorfer Schulen wird der Schulbetrieb eingestellt.

 

 


10.04.

 


Infolge der Kriegseinwirkungen stellt die MÜBAG den Straßenbahnverkehr ein.

 

 


13.04.

 


Daueralarm in Halle und Ammendorf wegen der Gefahr von Tieffliegerangriffen.

9°° Uhr wird die Produktion in der „Orgacid“ eingestellt. Die Anlagen werden abgefahren.

 

 


15.04.

 


Die Wehrmacht sprengt „zur besseren Verteidigung“ die Brücken. Betroffen sind die Elsterbrücke, die Saalebrücke, die Saalebrücke der Eisenbahn, die Schaafbrücke und in Beesen die Fliese.-Die Sprengung der Eisenbahnbrücke der Kasseler Bahn am Rosengarten kann verhindert werden. Durch die Sprengungen wird auch das Dach der katholischen Schule schwer beschädigt.

 

 


17.04.

 


Die Mitglieder der KPD-Ortsgruppe Ammendorf Hans Sperling, Reinhold Bruder und Erhard Heyer schleichen sich durch die Frontlinie zu den amerikanischen Truppen. Einem Stabsoffizier schildern sie die Lage in Ammendorf und bitten um Verschonung der Stadt.

Insgesamt 515 Fliegeralarme wurden in und um Ammendorf ausgelöst.

 

 


19.04.

 


Amerikanische Truppen besetzen Ammendorf (104. US-Infanteriedivision-Timber Wolves). Kampfhandlungen fanden nicht statt.

Die „Proklamation Nr. I“ wird veröffentlicht. Sie fordert:

  • Abgabe aller Waffen
  • Ausgangssperre von 20°°- 6°° Uhr
  • Totalverdunkelung 30 Min. vor Sonnenuntergang bis 30 Min. vor Sonnenaufgang.

Durch die amerikanische Besatzungsmacht wird in der Friedenschule ein Lazarett für verwundete deutsche Soldaten eingerichtet. Der Schulbetrieb ruht. In dieser Zeit werden durch die Soldaten die in vielen Jahren von Otto Schroeter gesammelten Exponate der Ammendorfer „Heimathalle“ in Unkenntnis zerstört (zum Teil in  Übermut aus den Fenstern geworfen).

Die befreiten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, werden bis zu ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer z.T. in der Turnhalle der Friedenschule untergebracht. Auf dem Schulhof bereiten sich die Franzosen an offenen Feuerstellen die Frösche zu, die ihnen Ammendorfer Kinder in der Aue gefangen haben.

 

 


21.04.

 


Die amerikanische Besatzungsmacht veröffentlicht eine weitere „Bekanntmachung an die Zivilbevölkerung“. Sie stellt weitere Forderungen, wie:

  • Bewegungsfreiheit für die Zivilbevölkerung nur im Stadtgebiet
  • Jede Benutzung von Privat-Pkw, Krafträdern und der Eisenbahn ohne Erlaubnis ist verboten.
  • Das Tragen von Fotoapparaten und Feldstechern sowie das Freilassen von Brieftauben wird untersagt.

Amerikanische GI‘s ziehen durch die Wohnungen und entwenden Fotoapparate, Uhren und Radios, wenn keine Kaufbescheinigungen vorgelegt werden können.

 

 


30.04.

 


Hitler verübt in der Reichskanzlei in Berlin Selbstmord.

 

 


08.05.

 


Kapitulation im sowjetischen Hauptquartier in Karlshorst durch Generalfeldmarschall Keitel, Generaloberst Stumpff und Generaladmiral von Friedeburg im Namen des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht. Der II. Weltkrieg ist zu Ende. Die Gesamtverluste an Menschen betragen in Deutschland 10 Mio., davon rund 4 Mio. Zivilbevölkerung (Tote insgesamt 55 Mio.).

Zwischen Rosengarten und Rathaus Ammendorf nimmt die MÜBAG den Straßenbahnverkehr wieder auf. In den Ammendorfer Fabriken wird der 8-Stunden-Arbeitstag wieder eingeführt.

 

 


23.05.

 


Durch die Verhaftung des Hitlernachfolgers Dönitz und seiner Minister in Flensburg machen die Briten, der letzten gesamtdeutschen Regierung ein Ende.

 

 


Juni

 


Die MÜBAG nimmt den Straßenbahnverkehr nach Merseburg wieder auf. Allerdings war ein zweimaliges Umsteigen erforderlich. Zwischen der im Wiederaufbau befindlichen Elsterbrücke und der zerstörten Saalebrücke fuhr auf 2 km Strecke ein dort bei der Sprengung verbliebener Einzelwagen. Während jedoch die Elster mittels einer Behelfsbrücke zu Fuß überquert werden konnte, musste man über die Saale bis zum 18.11.1945 mit einer Fähre übersetzen. Über die dann errichtete Notbrücke konnte auch die Straßenbahn fahren.

 

 


08.06.

 


Sowjetische Truppen ziehen in Ammendorf ein.

 

 


01.07.

 


Die gesamte Verwaltung des Saalkreises wird von der Sowjetarmee übernommen. Im Rathaus Ammendorf wird die Kommandantur eingerichtet.

 

 


03.07.

 


Der Ammendorfer Wilhelm Wollmann wird von der Sowjetischen Militärregierung als Landrat des Saalkreises eingesetzt.

 

 


20.07.

 


Der Bürgermeister Otto Sonnenberg (NSDAP) wird ohne Ruhegeld abgesetzt. Die Gottfried Lindner AG wird enteignet und der Landesregierung unterstellt. Es wird mit der Herstellung lebensnotwendiger Waren des täglichen Bedarfs begonnen. Es werden u.a. aus Stahlhelmen Kochtöpfe produziert.

 

 


21.07.

 


Die drei Ammendorfer Kaninchenzüchtervereine G5, G6 und G448 fassen den Beschluss zur Vereinigung.

 

 


22.07.

 


Die Ammendorfer Kaninchenzüchtervereine „G5“ und „G448“ schlossen sich dem Verein „G6“ an. Im Verein arbeiten bis zu 130 Mitgliedern mit.

 

 


25.07.

 


Gründung der LDP-Ortsgruppe in Ammendorf.

 

 


28.07.

 


In der Gaststätte „Elsterstrand“ beraten Willy Schüle, Paul Schmidt, Karl Friedrich, Richard Schröder, Gustav Ochse und Carl Utgenannt wie das Singen weiter geführt werden kann. In dieser Beratung wird der Grundstein  für die Neubildung des „Ammendorfer Männerchors“ gelegt.

 

 


01.08.

 


Die ersten Umsiedler aus den Ostgebieten werden in den Baracken des RAD-Lagers an der Siebenhufenstr. einquartiert. In Beesen wird in kürzester Zeit eine Behelfssiedlung errichtet. Insgesamt nimmt die Stadt Ammendorf, bei einer Einwohnerzahl von 13 700, mehr als 4 000 Umsiedler auf. Das bereitet enorme Probleme. (Wohnung, Verpflegung, Heizung, Bekleidung u.v.a.m.).

 

 


05.08.

 


Wahl der Leitung der Gemeinschaftssiedlung (124 Mitglieder). Der gewählten Leitung gehören an.

  • Herr Laupitz
  • Herr Paul Schmidt
  • Herr Wilhelm Schmidt
  • Herr Hermann Büttner
  • Herr Keitel
  • Herr Wenzel
  • Herr Selle

Weiterhin wurde eine Ackervergabekommission gebildet. Ihr gehören an:

  • Herr Laupitz
  • Herr Georg Gläss
  • Herr Behrendt

Wilhelm Schmidt wird mit der Beschaffung von Leuna-Dünger beauftragt. Es wird ein monatlicher Mitgliedsbeitrag von 40 Pfg. festgelegt.

 

 


12.08.

 


Im Goldenen Adler findet die erste gemeinsame Beratung der vereinigten Ammendorfer Kaninchenzüchtervereine statt. Die 67 Züchter, die Tiere von 14 Rassen halten, einigten sich auf den Vereinsnahmen Kaninchenzuchtverein Ammendorf G6“.

 

 


24.08.

 


Vom „Antifa Ausschuss“ wird Friedrich Gorbauch (KPD) als Bürgermeister eingesetzt. Er war wenige Wochen zuvor aus dem KZ Buchenwald zurückgekehrt.

Dem Dr. med. Franz Wolff wird in der Zeit, als er einen Kranken besuchte, sein Auto (F8 DKW) gestohlen.

Die sowjetische Kommandantur befiehlt die Vorbereitung der Wiederaufnahme des Schulbetriebes in Ammendorf.

 

 


31.08.

 


Auf Befehl des sowjetischen Militärkommandos wird die Fabrik der TH. Goldschmidt AG Ammendorf vom Befehlshaber der Fabrik, Generalmajor Schalkow, übernommen. Als Kontrollingenieur wird Ingenieur-Oberst Lenski  und als Werkdirektor Dr. Camillo Irmscher eingesetzt.

 

 


03.09.

 


Prof. Dr. Hübner unterzeichnet die „Verordnung über die Bodenreform in der Provinz Sachsen“ In Ammendorf wird kein Bauer enteignet da keiner mehr als 100 ha Land besitzt.

 

 


10.09.

 


Der sowjetische Stadtkommandant von Ammendorf gibt den Betrieben eigene Verantwortung über die Restbestände von Heeresmaterial.

 

 


01.10.

 


Es beginnt wieder der geregelte Schulbetrieb. Es wurden neue Schulbücher ausgegeben. Die Schüler der Friedenschule müssen in die Radeweller  Schule. Der Unterricht erfolgt umschichtig eine Woche am Vormittag, die nächste Woche am Nachmittag.

 

 


09.11.

 


Siedlerversammlung

Vorschläge :

  • Eine Arbeitsdienstbaracke ist als Siedlerheim zu nutzen.
  • Es sind Saatkartoffeln zu  beschaffen.
  • Der Siedler Herr Laupitz fordert die Auflösung der Gemeinschaftssiedlung und die Bildung einer separaten LEUNASIEDLUNG.

Gegen die Spaltung traten auf die Herren Behrend, Engelhard, Schmidt (Willy) und die Siedlerfrauen. Die Spaltung wurde abgelehnt.

Weitere Vorschläge waren:

  • Nutzung der Grünflächen im Heimstättenweg zum Gemüseanbau.
  • Erhöhung des Monatsbeitrages auf 50 Pfg.

Die „Rote Armee“ hat die Giftstoffe vom Gelände der „Orgacid“ ausgelagert und mit der Sprengung der Anlagen nach der Demontage der Einrichtung begonnen. Auf dem Gelände der ehemaligen „Orgacid“ wurde im „roten Haus“ die Verwaltung der Deutschen Grube eingerichtet. Später Verwaltung des VEB Braunkohlenwerk Ammendorf.

Im Chemischen Werk Ammendorf beginnt die Demontage der 1939 bis 1946 errichteten Anlagen, insbesondere die Quecksilberelektrolyse und die Leimfilmproduktion. Die Demontage wird am 03.04.1946 abgeschlossen. Der materielle Verlust beträgt 12 700 000,- RM.

 

 


15.11.

 


Der sowjetische Stadtkommandant startet die Aktion „Rettet das Kind“.

 

 


25.12.

 


Der wieder erstandene Ammendorfer Gesangsverein gibt im Lokal „Goldener Adler“ sein erstes Konzert. Diese Veranstaltung wird von 685 Gästen besucht und wurde ein voller Erfolg.

Im Schützenhaus gründet sich die Volkskunstgruppe die Schrammeln.

Die Lebensmittelration für eine Person und 10 Tage sah folgendermaßen aus;

  • 2.500 g Brot
  • 150 g Zucker
  • 150 g Nährmittel
  • 300 g Marmelade              
  • 70 g Fett
  • 150 g Fleisch

In Ammendorf nimmt die Handweberei HAWEBA die Arbeit in Räumen der Farbenfabrik Hartmann auf. Da Boxen als Zweikampfsport nach dem verlorenen Krieg von der Besatzungsmacht gemäß der Direktive 23 verboten ist, wechseln viele Amateurboxer in das Profilager. Nach Auffassung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) ist das Profiboxen ein Beruf in einem „freien Gewerbe“ und fällt nicht unter das Verbot.

 

 

1946

 


18.02.

 


Der „Ammendorfer Männerchor“ singt auf dem Ammendorfer Friedhof und anschließend im „Goldenen Adler“ zum Gedenken an die in den Jahren 1920/21 gefallenen Märzkämpfer Der Chor hat 52 Mitwirkende.

 

 


07.03.

 


Gründung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Berlin.

 

 


10.04.

 


Die Papierfabrik Radewell wird demontiert und geht als Teil der Reparationsleistung in die Sowjetunion. Auf diesem Gelände entwickelt sich in den Jahren danach eine Firma zur Sekundärrohstofferfassung und –verwertung. VEB Kombinat Metallaufbereitung Halle. Die Firma Sleevogt & Co. beginnt mit der Herstellung von Zementdachziegeln auf dem ehemaligen Gelände des Reichsarbeitsdienstlagers in der Siebenhufenstraße. In Handarbeit werden im ehemaligen Speisesaal die Ziegel geformt und auf dem Freigelände dahinter getrocknet und bis zum Verkauf gelagert.

 

 


21./22.04.

 


Gründung der SED auf dem Vereinigungsparteitag in Berlin.

 

 


21.06.

 


Die „Freiheit“ schreibt:

„Ammendorf - Hochburg der Arbeiterbewegung
Als Geburtsjahr der Ammendorfer Arbeiterbewegung kann wohl das Jahr 1890 bezeichnet werden, in dem der Saalkreis seinen ersten sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, den Gen. Kunert, stellte. Trotz aller behördlichen Schikanen, Maßregelungen und Verhaftungen konnte die Arbeiterbewegung in ihrer Entwicklung nicht gehemmt werden; sie eroberte bald das Gemeindeparlament und beherrschte bereits vor dem ersten Weltkrieg das politische Leben in Ammendorf“.

In der Radeweller Schule wird in einem Teil die „Anerkannte Mittelschule“ aufgebaut.

 

 


22.07.

 


Die Siedlergemeinschaft feiert das erste Kinderfest nach dem Krieg. 507 Kinder nehmen teil. Die Organisatoren sind die Siedler Schmidt (Willy), König und Hohlenburger.

Die Firma Gottfried Lindner AG wird SAG Betrieb (Sowjetische Aktien Gesell-schaft). Seit Juli 1945 wurden im Betrieb tausende Kleiderschränke, Tische, Betten, Kinderbetten, Leiterhandwagen, Schubkarren, Behelfsherde, Holzpantoffeln, Rucksäcke und Löffel hergestellt. Diese Sachen wurden im täglichen Leben notwendig gebraucht.

 

 


26.07.

 


Die Friedenschule führt nach dem Kriege das erste Sportfest durch.  Ca 1.500 Schulkinder nehmen daran teil.

 

 


25.08.

 


Die Arbeiter der Brikettfabriken Ammendorf, Osendorf und Bruckdorf fahren eine Sonderschicht und produzieren 674 t Braunkohlenbrikett für die notleidende Bevölkerung von Ammendorf.

 

 


04.09.

 


Die Mitglieder des Ammendorfer Männerchores wählen den Sangesbruder Fritz Buro zum 1.Vorsitzenden.

 

 


07.09.

 


Der Verlag „Freiheit“ veranstaltet im Kurt-Wabbel-Stadion ein Sportfest. Den Boxvergleichskampf gewinnt die Staffel von Ammendorf gegen die Stadtauswahl von Leipzig mit 7:3. Weitere Kämpfe führen die Ammendorfer siegreich gegen Barby und Helbra durch. Diese Wettkämpfe stehen im Widerspruch zu dem bestehenden Verbot des Amateurboxsportes, werden von der SMAD jedoch stillschweigend geduldet.

 

 


08.09.

 


Gemeindewahl in Ammendorf (19 000 Einwohner). Ergebnis:

  • SED  48%
  • CDU 21%
  • LPD  21%

 

 


21.09.

 


In der Nacht zum 22.09. läuft in der sowjetischen Besatzungszone die Geheimoperation „Ossawakin“ an. Ca. 20 000 Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker, Chemiker, Physiker und Spezialarbeiter werden mit ihren Familien in die Sowjetunion deportiert und arbeiten dort an wichtigen Aufgaben. Das war der zweite Aderlass an wissenschaftlicher Kapazität, nachdem die Amerikaner bei ihrem Abzug schon viele Experten, Patentschriften und wissenschaftliche Aufzeichnungen mitgehen ließen.

Auf Grund der vielen Umsiedler betreut die katholische Kirche ca.4 000 Christen.

 

 


30.09.

 


Der Bürgermeister Fritz Gorbach übergibt zur Wiedereröffnung der Friedenschule den Direktoren der Knaben- und der Mädchenschule eine Urkunde mit folgendem Wortlaut:

„Die Ammendorfer Friedenschule öffnet heute, am 30.September 1946, etwa 1500 Schülern wieder ihre Tore. Sechs Jahre lang war die Schule ihrer eigentlichen friedlichen Bestimmung als Bildungsstätte entrissen und dem Kriege dienstbar gemacht worden. Dank der Fürsorge der örtlichen Stadtverwaltung wurden die Räume für Unterrichtszwecke wieder hergerichtet. Am heutigen Tage kann die Schuljugend Ammendorfs zu froher Arbeit wieder einziehen. Möge von hieraus fernerhin viel Segen für unsere Heimat ausströmen.“

 

 


20.10.

 


Kreistagswahl.

Das Wahlergebnis in Ammendorf sieht wie folgt aus:

Partei

Stimmen

SED

5920

LDP

2709

CDU

2228

VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe)

64

 

 

 


27.11.

 


Die „Tägliche Rundschau“ schreibt:

„Uhrenfabrik Silesia in Ammendorf.

In diesen Tagen nimmt in den Räumen einer Fabrik in Ammendorf (Druck und Lederfarbenfabrik) die Uhrenfabrik  „Silesia“, Genossenschaft der Uhrmacher, Gustav Beckers, aus Freiburg in Schlesien mit 130 Köpfen ihren Betrieb auf. Bis zum Beginn der Produktion wird der größte Teil der Belegschaftsmitglieder im Aufbau beschäftigt, während etwa 30 Leute in einer Großreparaturwerkstatt arbeiten, um sich das notwendige Fingerspitzengefühl zu erhalten. Das künftige Produktionsprogramm der Uhrenwerke sieht die Herstellung von Dienstuhren für Stellwerke der Reichsbahn (Uhren mit Achttagewerken), Küchen- und Bürouhren und Wecker-Uhren für Haushaltszwecke vor.“

Im Verlaufe des Jahres wurden für fünf Umsiedlerfamilien in Beesen auf dem Exerzierplatz Behelfsheime errichtet.

Der Kaninchenzuchtverein Ammendorf G6  hat jetzt 130 Mitglieder. Unter der Leitung von den Züchterinnen Frau Künzel und Frau Rückwardt wurde eine Frauenzuchtgruppe ins Leben gerufen.

 

 

1947

 


01.01.

 


Die Freiwillige Feuerwehr Ammendorf muss einen Brand im Haus der Halleschen Straße 184 löschen.

 

 


03.01.

 


Auf dem Güterbahnhof brennt ein mit Schwefel beladener Waggon. Die Freiwillige Feuerwehr Ammendorf kann den Brand schnell stoppen.

 

 


05.01.

 


Ein eisiger Winter in Zeiten der Not erhöht die Leiden der Menschen. Minus 17 Grad Celsius werden heute gemessen und es soll noch kälter werden. Viele Menschen stehlen Brikett von den Zügen, die auf dem  Bahnhof zum Abtransport zusammengestellt werden. An 65 Tagen sind Elster und Saale zugefroren.

 

 


13.01.

 


Das Elektrochemische Werk Ammendorf wird durch Erlass der Landesregierung zum Volkseigentum erklärt. Die SMAD veranlasst mit Befehl Nr. 9 die Wiederaufnahme der Produktion lebensnotwendiger Produkte.

 

 


14.01.

 


Die Lebensmittelkarte 6 entfällt. Das bedeutet für viele Menschen eine Verbesserung der Ernährung.

In der Industriestraße brennt eine Baracke. Die Freiwillige Feuerwehr Ammendorf lässt die Baracke kontrolliert abbrennen. Das Übergreifen des Feuers auf die benachbarte Baracke kann verhindert werden.

 

 


15.02.

 


Die Freiwillige Feuerwehr Ammendorf muss einen Brand in der Autowerkstatt in der Siebenhufenstraße löschen.

 

 


27.03.

 


Der vom Stadtrat gewählte Friedrich Gorbauch (SED), der als Häftling im KZ Buchenwald war, wird offiziell in das Amt des Bürgermeisters eingeführt.

 

 


03.05.

 


Die Belegschaft der „Haweba“ (Hallesche Werkstätten für Bekleidung und Ausstattung) aus der Karl-Liebknecht-Straße 8 feiert im Schützenhaus ihr Frühlingsfest. Die kulturelle Umrahmung der Veranstaltung übernahmen Künstler der Städtischen Bühnen Halle. Am Flügel der beliebte Ernst Kramer. Zum Tanz spielte die temperamentvolle Kapelle R. Schade. Inhaber der Firma Haweba ist Heinz Leubner.

 

 


Juni

 


Der Pfarrvikar der Ammendorfer katholischen Gemeinde St. Marien, Franz Wüstefeld, beginnt mit der Caritasarbeit in Halle. Später wird er zum Caritasdirektor für die südlichen Dekanate ernannt. Halle ist die Hauptumschlagstelle für die Paketsendungen. Er gründet „Umverteilerstellen“ in Dessau, Eisleben und Weißenfels. Ab 1964 war er Päpstlicher Geheimer Kämmerer, ab 1971 Päpstlicher Prälat und ab 1976 Apostolischer Protonator.

 

 


01.08.

 


Im „Goldenen Adler“ wird ein Konzert gegeben. Mitwirkende sind:

Edith Grimm (Sopran), das Städtische Orchester Merseburg und der Ammendorfer Männerchor unter Leitung von Rudolf Siebenbrodt. An der Veranstaltung nahmen 600 Besucher teil.

 

 


27.08.

 


In Nürnberg beginnt der Prozess gegen 23 Leitende Angestellte der IG Farben AG. Der Prozess endet mit der Urteilsverkündung am 30.07.1948. 13 führende Experten werden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Unter ihnen Otto Ambros (Vorstandsmitglied, Planung der IG Farben Auschwitz), der zu acht Jahren Haft verurteilt wird. Er wurde aber bereits im Jahre 1952 aus der Haft entlassen. Die meisten der Verurteilten hatten in der BRD innerhalb kürzester Zeit wieder Aufsichtsratsposten inne. Einige von ihnen wurden mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Dr. Otto Ambros hatte in der Orgacid im Jahre 1939 das Nervengas Tabun zur großchemischen Produktionsreife geführt.

In der ehemaligen katholischen Schule –am hohen Holz- wird ein katholischer Kindergarten eingerichtet.

 

 


07.09.

 


Die Freiwillige Feuerwehr Ammendorf muss erneut einen brennenden, mit Schwefel beladenen Waggon, löschen.

Die Anerkannte Mittelschule Ammendorf nimmt im Gebäude der ehemaligen Mittelschule Radewell den Schulbetrieb auf. Die ersten Neulehrer werden eingesetzt.

Im Jahre 1947 wurde die Ortsgruppe Ammendorf des Demokratischen Frauenbundes (DFD) gebildet. Ihr gehörten 12 Mitglieder an u.a. Frieda Jänicke, Marie Richter, Juliane Hillebrecht, Frieda Riemer, Frieda Wenzel, Frau Göring und Frau Pitzschel. Vorsitzende: Flora Teichmann Kassierer: Frieda Wenzel. 

Der Pfarrvikar Gerhard Wagner betreut die katholische Gemeinde.

Das Rathaus wird wieder von der Stadtverwaltung genutzt.

Die ZSG Industrie Ammendorf wird im Herbst 1947 in der SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) Waggonbau Ammendorf gebildet. Daraus entwickelt sich die BSG Motor Ammendorf. Auf dem Hopfenberg wird ein Behelfskrankenhaus eingerichtet. Leitender Arzt ist Dr. Kühl. Diese Maßnahme ist erforderlich, weil die Anzahl der an Lungentuberkulose erkrankten Menschen dramatisch zunimmt. Richard Werner wird Pfarrer in der evang. St. Katharina-Gemeinde Ammendorf.

 

 


31.12.

 


Thomas Nattermann wird in der Regensburger Str. 137 geboren. Als Prof. Dr. rer. nat. ist er von 1989 bis 1991 an der Universität Bochum auf dem Fachgebiet Festkörpertheorie tätig. Ab 1991 Prof. für Theoretische Physik an der Universität Köln.

 

 

1948

 


01.05.

 


Der erste Rohbau für einen vierachsigen Weitstreckenpersonenwagen wird in der Waggonfabrik fertig gestellt.

Die „Anerkannte Mittelschule“ wird „Oberschule im Aufbau zu Ammendorf“. Die bisher verbotenen Kampfsportarten können wieder betrieben werden. Der Amateurboxsport kann wieder offiziell durchgeführt werden. Die Ammendorfer Boxstaffel wechselt nach Halle und trainiert in der Beesener Straße (Neuberts Gaststätte) in der SG Fichte. Sie werden Mannschaftskreismeister im Boxen mit 15:1 über Polizei Halle.

 

 


18.06.

 


Die BSG Chemie Ammendorf mit den Sektionen Fußball, Kegeln, Turnen, Gymnastik und Tischtennis wird gegründet Trägerbetrieb ist der VEB Chemisches Werk Ammendorf in der Schachtstraße.

 

 


20.06.

 


In den 3 westlichen Besatzungszonen Deutschlands wird eine separate Währung eingeführt. Das wird am 23.06. auch in den westlichen Besatzungszonen Berlins realisiert. Daraufhin ordnet die Sowjetische Besatzungsmacht am 24.06. den Währungsumtausch für die sowjetische Besatzungszone und den sowjetischen Sektor von Berlin an.

 

 


01.08.

 


Die Waggonfabrik liefert den ersten Weitstreckenpersonenwagen an die UdSSR aus. Bis zum Jahresende werden weitere 17 Waggons fertig gestellt.

 

 


20.08.

 


Die Osendorfer Schachtsiedler (Brückenstr.) treten der Siedlergemeinschaft bei.

 

 


01.09.

 


Karl Naß (SED) wird Bürgermeister in Ammendorf.

Die Freunde der Neuen Schule ( die Vorgänger der späteren Elternbeiräte ) nehmen in der Friedenschule und Radeweller Schule ihre Tätigkeit auf.

 

 


19.09.

 


Im „Goldenen Adler“ gibt der Ammendorfer Männerchor ein Konzert zum Gedenken an den von den Faschisten ermordeten Ammendorfer Gemeindevertreter Alfred Reinhardt (SPD).

 

 


07.10.

 


Die Gebrüder Bönisch, Obersteiger Pfingst und Steiger Kathe fahren im Nottagebau Ammendorf eine Höchstleistungsschicht. Sie fördern 72,5 t Rohkohle. Das entspricht einer Normerfüllung von 1090 %. Diese Kohle wird der notleidenden Bevölkerung zur Verfügung gestellt.

Der Vorsitzende des Kaninchenzuchtvereins Ammendorf G6, Otto Funke, legt sein Amt nieder. Sein Nachfolger wird Walter Tittelbach der diese Funktion bis 1952 ausübt.

 

 


25.11.

 


Nach der Übernahme der Braunkohlenbetriebe in Volkseigentum wurden durch eine Verfügung der Deutschen Wirtschaftskommission die Braunkohlenwerke Ammendorf, Neumark, Mücheln und Großkayna gebildet.

 

 


Dezember

 


Eine Kinderweihnachtsfeier wird in der Heimstättensiedlung organisiert und durchgeführt. Es wird mit der Schulspeisung begonnen: Ein Schritt zur Überwindung der größten Not.

 

 


29.12.

 


Bürgermeister Naß verabschiedet den 2-Jahrplan der Stadtverwaltung Ammendorf. Er enthält u.a. nachstehende Zielstellungen.

  • Schaffung eines Volkshauses.
  • Einrichtung eines Altenheimes.
  • Schaffung eines Landschulheimes in Wernigerode.
  • Schaffung einer Volksbücherei im Rathaus.
  • Herstellung einer Lehmbausiedlung (10 Doppelhäuser in der Siebenhufenstr.).
  • Kohlenförderung im Nottagebau Osendorf.

1. Q.       1000 t

2. Q.       1200 t

3. Q.       1200 t

4. Q.       1400 t

In beiden Jahren des Planes:

  • Hilfsmaßnahmen zur Verbesserung der Versorgung der Heimkehrer mit Bekleidung.
  • Verbesserung der Straßenbahnverbindungen für die Ammendorfer Bevölkerung.

Im Jahre 1948 baut die Waggonfabrik die ersten Breitspur-Reisezugwagen für die Sowjetische Eisenbahn.

Im Chemischen Werk Ammendorf wird der Chemiker Dr. Seidemann als Werkleiter eingesetzt.

 

 

1949

 


15.02.

 


In der sowjetischen Besatzungszone und in Ostberlin wird für alle Bürger ab dem 14.Lebensjahr der Personalausweis ausgegeben.

 

 


19.02.

 


Die Siedler der Heimstättensiedlung feiern ihr erstes Kappenfest nach dem Krieg.

 

 


18.03.

 


Die Lehrmittelfreiheit für alle Schüler in Ammendorf ist eingeführt. Damit ist Ammendorf die zweite Stadt in der sowjetischen Besatzungszone, die diese Maßnahme einführt.

 

 


12.05.

 


Die deutsche Bevölkerung wird zur Bildung der „Nationalen Front“ gegen die Bestrebungen zur Spaltung Deutschlands aufgerufen.

Im Mai wurden die HO-Läden eröffnet. Nun konnten ohne Lebensmittelkarte, aber zu erhöhten Preisen, zusätzlich Lebensmittel erworben werden.

Zum Beispiel:

  • 1kg Zucker = 24,- Mark
  • 1kg Schweinefleisch= 70,- Mark
  • 1kg Jagdwurst = 50,- Mark
  • 1kg Weizenmehl = 16,- Mark
  • 1St. Kuchenbrötchen = 0,75 Mark
  • 1 Bockwurst = 3,60 Mark

 

 


27.05.

 


Heute verstarb in Radewell der am 18.09.1879 in Trotha geborene Parteiveteran Karl Meißner.

 

 


11.07.

 


In der Lehmbausiedlung (heute Igelweg) sind in zwei Doppelhäusern die Kellergeschosse fertig gestellt.

 

 


25.07.

 


Die Straßenbahn Halle dehnt mit der Linie 14 ihr Verkehrsgebiet bis nach Ammendorf aus. Für 15 Pfg. können die Ammendorfer bis nach Trotha fahren.

 

 


21.08.

 


Kinderfest auf der Halde. Es wird eine Holztanzfläche und eine Seilbahn errichtet. Letztere wird zur Attraktion für die Kinder. Die FDJ-Organisation der Siedlung leistet in der Vorbereitung und Durchführung eine wertvolle Unterstützung für die Leitung der Siedlergemeinschaft.

 

 

01.09.

 


Die Förderung von Rohbraunkohle aus dem Nottagebau Osendorf wird von der Stadtverwaltung Ammendorf eingestellt.

Die Friedenschule schließt mit dem Waggonbau und die Radeweller Schule mit dem Braunkohlenwerk Ammendorf Patenschaftsverträge ab.

 

 


05.10.

 


Ein Jahr nach der Auslieferung des ersten Reisezugwagens aus der Waggonfabrik steht der 100. dieses Typs zur Abfahrt in die Sowjetunion bereit.

 

 


07.10.

 


Gründung der DDR.

Das Klubhaus der Waggonbauer wird im Schützenhaus Ammendorf eingerichtet. Die Gewerkschaftsbibliothek und zahlreiche Interessengemeinschaften zogen in die renovierten Räume ein. Hier probten bald 310 Mitglieder von 15 Kulturgruppen für Volksmusik, Volkstanz, Ballett; hier trafen sich Amateurfotografen und Briefmarkensammler.                         

 

 


12.11.

 


Die Freiheit schreibt:

„In der vollbesetzten Hauptwerkstatt der Grube Ammendorf in Osendorf wurde am Mittwochnachmittag die Delegation der Ruhrbergarbeiter, die aus Anlass des „Tages der Aktivisten“ in Sachsen Anhalt weilte, feierlich verabschiedet. Der Betriebsleiter, Kollege Gerhard Bönisch, betonte in seiner Ansprache, dass die Bemühungen der Werktätigen um die Erfüllung und Übererfüllung des Zweijahrplanes ein Hilfebeitrag auch für die Ruhrkumpel im Kampf um die Einheit Deutschlands seien.“

Ein Ruhrkumpel sagte:

„Wenn es Herr Adenauer für Hochverrat hält, dass sich Deutsche mit Deutschen zusammenfinden, dann wollen wir gern Hochverräter sein.“

 

 


17.11.

 


Die Siedlergemeinschaft der Heimstättensiedlung schließt sich auf Beschluss der Mitgliederversammlung der „Vereinigung der Kleingärtner und Kleintierzüchter“ an.

 

 


17.12.

 


Weihnachtsfeier der Siedler der Heimstättensiedlung.

Im Jahr 1949 war die Mitgliederstärke der DFD-Ortsgruppe auf 51 angestiegen. Die Bildung von Untergruppen war erforderlich. Somit wurde auch eine DFD-Gruppe Siedlung (später 99, 100 und danach 203) ins Leben gerufen.

Vorsitzende: Frieda Riemer,

Stellvertr.: Frieda  Jänicke

Kassierer: Frieda  Wenzel 

Gerhard Karbow wird Pfarrer in Beesen, er bleibt bis 1971. Danach ist die Stelle bis 1978 unbesetzt.

Im Verlaufe des Jahres wurde von der fortschrittlichen Jugend Ammendorfs in der Regensburger- Straße (gegenüber der Radeweller Schule) eine Gedenktafel, für den am 28. März 1921 von der Hörsing-Polizei ermordeten 15-jährigen Lehrling Karl Meißner angebracht.

Der Ammendorfer Gerhard Bönisch wurde für seine Verdienste um den Braunkohlenbergbau mit dem  Nationalpreis der DDR - III. Klasse - für Wissenschaft und Technik ausgezeichnet.