Oktober 2018

Kaufhaus und Stellmacherei - Regensburger Straße, Radewell

Auf dem Weg von Ammendorf nach Osendorf fahren wir wir auf der Regensburger Straße direkt an diesem beeindruckenden Gebäude vorbei, dem der Zahn der Zeit nichts anzuhaben scheint.

 

    Der rote Backstein leuchtet weithin.

    

 

Einst war hier in Radewell das angesehene Kaufhaus Blank ansässig.

Paul G. Blank führte ein Kaufhaus und Fouragegeschäft, also eine Handlung für Tierfutter, überwiegend Pferdefutter für die Kavallerie, aber auch für das liebe Federvieh, wie am Eingangstor geschrieben stand. Hafer, Gerste, Kleie, Schrot und Weizen waren gefragt.

 

 Heute lebt und arbeitet hier die Familie Kassler und betreibt in langer Tradition eine 
 Stellmacherei*.

 

 

 

 

 

 

 

 

*Begriffserklärung (Quelle: Wikipedia m.w.N.):

Die Stellmacherei (auch Wagnerei) ist die Werkstatt eines Stellmacher genannten Handwerkers, der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz herstellt. Die Bezeichnung des Berufs ist regional unterschiedlich, wobei Stellmacher eher im Norden verwendet wird, im Süden und in der Schweiz dagegen Wagner. Daneben sind auch Benennungen in den Mundarten zu finden, die auf Radmacher (niederdeutsch: Radmaker), Rädermacher, Achsenmacher oder Axmacher zurückgehen. Dabei handelte es sich ursprünglich um unterschiedliche Berufe; so fertigte der Stellmacher das Gestell an, der Radmacher die Räder. Heute bezeichnen sie alle jedoch vorwiegend dieselbe Tätigkeit. Beim Kutschenbau war der Wagner für die Karosserie zuständig, der Radmacher dagegen fertigte die Räder, deren Herstellung allein vergleichbaren Aufwand und Fachwissen benötigte wie die der Karosserien.

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert waren die Fertigkeiten der Stellmacher als Waggonbauer begehrt. Ihre Kenntnisse benötigte man später auch im Karosseriebau der Autohersteller. Seit der Einführung industrieller Fließbandfertigung sank die Bedeutung der Stellmacherei.

Stellmacherwerkstatt:

Nachdem in vielen Dörfern ganze Häuserreihen abbrannten, wurden im 18. Jahrhundert unter Pfalzgraf Karl IV. der Verhütung eines Feuerbrandes dienende strenge Anordnungen erlassen, in denen auch das allabendliche Beseitigen von Spänen in den Werkstätten der Wagner geregelt war.

Heute gehört der Stellmacher zu den aussterbenden Berufen, führt aber in bestimmten handwerklich ausgerichteten Betrieben noch ein Nischendasein. Besonders im bäuerlichen Umfeld war der Stellmacher in der DDR noch bis zur Wende ein üblicher Beruf, dem vor allem in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Betrieben allerlei holzverarbeitende Aufgaben zukamen, z. B. das Anfertigen von großen Holztoren, Gerätschaften oder Holzaufbauten von sonderangefertigten Spezialmaschinen, aber auch Karussellen oder traditionellen Holzwagen für bäuerliche Festlichkeiten.